2. SONNTAG NACH WEIHNACHTEN

 

EVANGELIUM nach Joh 1, 1-5.9-14

 

Das Wort. „Ich verstehe dich Wort für Wort.“ - „Ein Wort gibt das andere“ - „Mir fehlen die Worte.“ - „Mein Wort halten.“ - „Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.“ - „Das große Wort führen.“ - „Ein gutes Wort einlegen.“ - „Jemanden beim Wort nehmen….“

Das Wort ist etwas Wirksames, Einflussreiches. Es kann etwas bewirken. Es kann aufheitern, begeistern, Freude hervorrufen, aufleben lassen, mich dazu bewegen etwas zu tun. Oder auch das Gegenteil: Ein Wort kann zerstören, herabsetzen, erniedrigen, klein machen. Das Wort ist eine Kraft.

Der Hauptmann van Kafarnaum sagte zu Jesus: „Ich kann meinen Soldaten Befehle erteilen. Wenn ich zu einem sage: 'Geh!', dann geht er; wenn ich zu einem andern sage: 'Komm!', dann kommt er; und wenn ich meinem Diener befehle: 'Tu das!', dann tut er's.« Deswegen bittet er Jesus: „Sag nur ein Wort, und mein Diener wird gesund!“

„Und Gott sprach… und es geschah!“. So wird die schöpferische Kraft Gottes beschrieben. Ein Wort von Gott, und es geschieht, was er sagt. Der Evangelist Johannes sagt in seinem Prolog: „Im Anfang war das Wort. Alles ist entstanden durch das Wort, das Gott ist.“

Dieses Wort ist Fleisch, Mensch geworden. Jesus ist Gottes Wort an uns. Durch sein Sprachrohr, durch dieses menschliche Medium das Jesus ist, teilt Gott uns etwas mit: Gott hat in ihm gesprochen. Gott hat sich geäußert – sich mitgeteilt – sich ausgedrückt – uns angesprochen. Durch Jesus teilt Gott uns mit, wer er für uns sein will, wie er zu uns steht, was er von uns erwartet, dass er mit uns verbunden sein möchte, dass wir ihm nicht gleichgültig sind, dass er uns liebt.

Dieses Wort Gottes an uns, an mich, ist für mich wie ein Licht, das meine Unsicherheiten, meine Unruhe, meine Finsternis, meine Einsamkeit, meine Zweifel, vertreibt – Gottes Wort bringt Wärme in die Kälte meiner Welt und meines Lebens. Es ist, wie in den Psalmen gesagt wird: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil: Vor wem sollte ich mich fürchten? „Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt.“

Deswegen kann Jesus sagen: » Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.« (Joh 8, 12) Ich weiß jetzt, wer ich bin, wozu ich da bin. Und: Gott ist Liebe. Das erleichtert, wirkt befreiend, nimmt alles Bedrohliche weg. Ich darf aufatmen. Ein Grundvertrauen entsteht.

So leuchtet mir jetzt ein: Nur wer liebt, ist im Licht. Nur wer liebt, folgt Jesus auf seinem Weg. Nur wer liebt, zeigt den wahren Glauben. Nur wer liebt, kann Gott erkennen. Und: Wer sich geliebt fühlt, den drängt es, selbst zu lieben.

Aber das Wort, die Selbst-Mitteilung, die Botschaft von Gott, kommt nicht immer an. Wir können uns verschließen, einfach nicht hinhören, es einfach überhören, weghören. Oft höre ich einfach nicht auf das Wort, das Gott - durch Jesus - zu mir spricht. Es wird übertönt durch andere Worte und Interessen. Gott ist oft weit weg, an den Rand meines Lebens verdrängt. Er ist einfach nicht da, weil ich einfach nicht bereit bin, mich für ihn zu öffnen. Weil ich mich abschirme, nicht zulasse, dass sein Wort mich trifft und berührt, mich beunruhigt.

Aber plötzlich, unerwartet, trifft mich sein Wort trotzdem, fühle ich mich persönlich angesprochen wie von einem liebenden Vater. Dann komme ich mir vor wie sein Kind, das sich in seiner Hand geborgen fühlt. Ein beglückendes Gefühl.

Gott hat gesprochen. Gott spricht immer noch. Öffnen wir unsere Ohren, öffnen wir unser Herz für ihn.

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